Internationale Konflikte hinterlassen Spuren in Albanien - und die Vogelgrippe auch!

Mai 2022

 

MARJO HYKO

ist Bachelor-Student an der Nehemiah Gateway Hochschule. Er leitet die Seasons Bakery, eine Bäckerei nach amerikanischem Vorbild, die 2019 in Pogradec ihre Türen öffnete.

Wie haben sich Inflation und der Krieg in der Ukraine auf die Bäckerei ausgewirkt?

Die Preise für 90 % unserer Zutaten sind wegen des Krieges in der Ukraine gestiegen. Ein großer Teil unseres Mehls kam früher aus Russland und der Ukraine. Der Preis für Speiseöl hat sich mehr als verdoppelt. Und auch die Eier sind teurer geworden - nicht wegen des Krieges, sondern wegen des Ausbruchs der Vogelgrippe Anfang des Jahres.Weil die Treibstoffkosten so stark gestiegen sind, liefern unsere Lieferanten nicht mehr. Wir müssen die Zutaten selbst abholen und die Kosten für den Transport tragen. Und das verteuert alles, was wir produzieren.

Die Leute haben einfach nicht mehr so viel Geld für Dinge wie Kekse und Muffins, also haben wir weniger Kunden. Wir produzieren weniger, weil wir weniger verkaufen. Außerdem mussten wir bei einigen Produkten die Preise erhöhen, weil die Zutaten so viel mehr kosten - und das macht es für die Leute noch schwieriger, sich die Leckerbissen aus unserem Angebot zu gönnen.

 

Die Brüder ERJON BERBERI und FREDI BERBERI sind für den Bustransport der Nehemia Schule und bei Amaro Tan zuständig.

 

Wie haben sich die Inflation und der Krieg in der Ukraine auf euer Leben und eure Arbeit ausgewirkt?

Kraftstoff ist so viel teurer geworden! Wir übernehmen täglich den Transport Hunderter Kinder. Unser Vertrag läuft immer ab September, wir können ihn nicht nachträglich ändern. Als wir ihn abschlossen, kostete der Diesel viel weniger als jetzt.

Die Kraftstoffkosten sind um 50 Cent pro Liter gestiegen und unsere Busse verbrauchen 950 Liter Diesel pro Monat. Das sind 475 Euro mehr! Auch die Kosten für Ersatzteile und Dienstleistungen sind um 20 % oder mehr gestiegen. Diese Kosten müssen wir von unseren eigenen Gehältern abziehen.

NG Albania hat sich bereit erklärt, 50 % der zusätzlichen Kosten zu übernehmen. Wir suchen auch nach Möglichkeiten, weniger zu fahren, indem wir Buslinien zusammenlegen. Normalerweise haben wir vier Fahrer, aber wir haben auf drei reduziert. Das ist keine gute Situation, aber wir hoffen, dass es in Zukunft wieder besser wird.

 

PRANVERA ist eine junge Mutter, die in extremer Armut in der Stadt Gjirokastër lebt. Ihr Mann ist Alkoholiker und sie sind beide arbeitslos. Pranvera und ihre fünf Kinder kommen seit 2015 in die Suppenküche von NG Albania.

 

Wie hat sich die Inflation auf dich und die Familie ausgewirkt?

Unser Leben ist schwieriger geworden. Auch wenn der Krieg in der Ukraine und nicht in Albanien tobt, rauben die gestiegenen Preise uns die Hoffnung. Es wird schwer, unsere Kinder zu ernähren.

Ich fühle mich so gestresst und überfordert, wenn ich sehe, dass meine Kinder hungrig sind und wir nicht wissen, was wir am nächsten Tag essen werden. Ich habe Nierenprobleme, aber ich arbeite hart, sammle Wertstoffe auf der Straße und versuche, meine Familie zu versorgen.

Ich bin NG Albania sehr dankbar, dass sie meine Kinder und mich mit warmen Mahlzeiten, Hilfspaketen und Medikamenten versorgen. Wie sollten wir sonst nur überleben?

 

MANJOLA KAMOLLI arbeitet seit 1995 bei NG. Bei NG Albania ist sie stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin der Rechtsabteilung. Außerdem ist sie gewählte Amtsträgerin als stellvertretende Vorsitzende des Stadtrats von Pogradec und Vorsitzende der Allianz der Stadträtinnen in Pogradec.

Wie haben sich die Inflation und der Krieg in der Ukraine auf Pogradec und auf dich persönlich ausgewirkt?

Die Preise sind dieses Jahr sehr stark gestiegen. Die Kosten für Grundnahrungsmittel haben sich teilweise mehr als verdoppelt. Das spürt man, wenn man in den Laden geht. Wo man früher einige Artikel kaufen konnte, bekommt man jetzt nur noch ein oder zwei Sachen für das gleiche Geld. Die Menschen kaufen weniger ein, weil ihre Kaufkraft geschwunden ist. Lokale haben weniger Kunden, weil die Leute es sich nicht leisten können, auszugehen. Könnt ihr euch vorstellen, wie schlimm es für sozial schwache Menschen ist?

Das Existenzminimum in Albanien beträgt knapp 149 Euro im Monat pro Person.Es gibt Menschen, die mit weniger als 100 Euro im Monat auskommen müssen: Rentner, Menschen mit Behinderungen, Menschen wie unsere Amaro Tan Familien. Der Staat zahlt einigen der bedürftigsten Menschen 25 Euro pro Monat, und das hilft ein wenig.

Wir hören immer wieder von Menschen, die sich mit der Bitte um Hilfe an die Stadt wenden. Die Stadtverwaltung kann in der Regel nicht viel tun, sie hat ihr Budget und es gibt nicht viel Spielraum. Einige aus dem Stadtrat haben sich zusammengetan, um zu helfen, zum Beispiel mit Lebensmittel- und Kleidersammlungen - aber das tun wir als Einzelpersonen.In vielen Fällen ist die Stadt auf lokale NGOs wie NG angewiesen, um schnell reagieren zu können. Das ist einer der Gründe, warum Nehemiah Gateway für Pogradec so wichtig ist.